Unbenannte Seite

Jürgen Henne

Technik, Geratter und Dia-Flut – Entrinnen unmöglich
Gunda Förster provoziert und fesselt mit ihrer eigenwilligen
Installation > CONTRADICTION in der Projektgalarie Elsterpark

Reparatur unerwünscht. Die penetrant gleichförmige Akustik der Maschinen ist pure Absicht.
Gunda Förster, vor 32 Jahren in Berlin geboren, erhob das Surren und Brummen ihrer Geräte zum Bestandteil ihrer Intstallation in der Galerie Elsterpark des Kunstvereins Leipzig. Die aufdringlich verstärkten Arbeitsgeräusche der vier Projektoren bilden die tönende Grundlage für einen Dia-Vortrag der exzellenten Art.
Die Bilder wechseln in Abständen von ein bis zwei Sekunden. Sie können als Einzeldias und als Überlagerungen der Motive aufgenommen werden. Durch die unterschiedliche Programmierung der Timer in den Apparaten sind die Kombinationen zufällig und bei jedem Durchlauf verändert.
Einer Kausalität entziehen sich die Bilderreihen weitgehend. Schlaglichter von banaler Werbung und diffusen Innenräumen mit Körperteilen schichten sich über mikroskopische Strukturen und Flüssigkeiten in verschiedenen Bewegungsarten. Der rationale Griff in Zusammenhänge und Abläufe wird durch Zufälligkeit und Beliebigkeit der Zusammenstellungen blockiert.
Fotos von laufenden Fernsehprogrammen und real beobachteten Situationen verschmelzen zu einem fast monströsen Kauderwelsch oberflächlicher Informationen. Fassaden werden gleißend angeboten, das innere Gerüst bleibt verborgen. Die Übergänge von tatsächlichen Vorgängen und Manipulationen sind fließend. Die malerische Grundanlage der Aufnahmen, die oft konturlosen Formen und unscharfen Linien verstärken den Eindruck, einem Mechanismus ohne eigene Einflußmöglichkeit ausgeliefert zu sein.
Unentrinnbare Nötigungen, Trivialität und aufgezwungene Ästhetik sind ein immer wiederkehrendes Thema in der gegenwärtigen Kunst. Die Ausstellung der Galerie in der Nonnenstraße bietet dazu ein Beispiel von besonderer Intensität. Die Kunstzeitschrift »art« hat diese Qualität erkannt und stellt Gunda Förster im Januarhaft eine Doppelseite zur Verfügung. Gute Entscheidung.

in: Leipziger Volkszeitung, 20.01.1999

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